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Die Belichtungsmessung

Aktualisiert: 27. Okt. 2021

Die richtige Methode zur passenden Belichtung

 

Damit deine Kamera dein Bild passend belichten kann, verwendet sie mehrere Methoden, um die Belichtung zu messen. Hier gibt es diverse Methoden, wie deine Kamera die korrekte Belichtung ermitteln soll. Je nach Situation und erwünschtem Effekt solltest du deiner Kamera mitteilen, wo diese die Belichtung im Bild messen soll. Aus diesem Grund erkläre ich dir hier die gängigsten Belichtungsmessmethoden.



Was ist die Belichtungsmessung?


Bei einer Belichtungsmessung wird Licht in Strom umgewandelt, der dann gemessen wird. Da der Sensor einer Kamera im Prinzip ähnlich funktioniert, kann dieser auch gleichzeitig eine Belichtungsmessung durchführen. Einfach gesagt bedeutet das, dass deine Kamera die Belichtung deines Motivs misst und anschließend eine Belichtungskorrektur ausführt bzw. dein Bild so belichtet, wie du es gerne hättest. Um das möglich zu machen, musst du deiner Kamera aber sagen, wo sie messen soll, also in welchem Bereich die Messung vorgenommen werden soll. Hier kommen unsere Belichtungsmessmethoden ins Spiel.



Die Belichtungsmessmethoden


Um deiner Kamera also mitzuteilen, wo sie die Belichtung in deinem Bild messen soll, hast du die Möglichkeit zwischen 4 verschiedenen Methoden zu wählen. Daher möchte ich dir diese mal vorstellen:

  • Integralmessung

  • Mittelbetonte Messung oder Selektivmessung

  • Mehrfeld- oder Matrixmessung

  • Spotmessung

Nicht alle Methoden sind auch für alle Situationen geeignet. Deshalb möchte ich dir zeigen, welche Methoden im welchen Situationen ideal sind und was sie mit dem Bild machen.



Wie stelle ich die Belichtungsmessmethode ein?


Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, dass du nur selbst deine Belichtungsmessmethode wählen kannst, wenn du dich von der Automatik verabschiedest. Du kannst im Modus P, TV (S), AV (A) und natürlich im Manuellen Modus (M) selbst entscheiden, welche Methode du gerne hättest.


Wenn du dann einen dieser Modi gewählt hast, hast du mehrere Möglichkeiten, wie du die Messmethode änderst:

  • Tasten, die dir eine direkte Auswahl ermöglichen

  • Im Menü deiner Kamera

  • Einstellung der Messmethode über den Touch-Display oder LCD-Display

Der Weg zur Einstellung ist nicht bei jeder Kamera gleich. Daher empfehle ich dir, dass du im Handbuch nachschaust, wo du diese Einstellung findest. Bei Canon findest du zum Beispiel die Belichtungsmessmethode direkt am Display:

Eintsllung der Messmethode bei der Canon 5D Mark IV


Wann verwendest du welche Messmethode?


Um in stressigen Situationen die "richtige" Messmethode zu wählen, solltest du dir Zeit dafür nehmen und experimentieren, bevor du diese bei deinen Shootings selbst einstellst. Du solltest aber daran denken, dass eine manuelle Einstellung nur dann Sinn macht, wenn du weißt was du da einstellst und was das bewirkt. Aus diesem Grund erkläre ich dir jetzt mal, welche Methode was bewirkt und wann diese sinnvoll ist.


Mehrfeldmessung oder Matrixmessung

Einstellung der Mehrfeldmessung bei Canon

Die komplexeste und leistungsfähigste Belichtungsmessmethode ist die sogenannte Mehrfeldmessung, die verschiedene Lichtsituationen erkennt und darauf reagiert. Der Messbereich mit ungefähr 80% des Sucherbildes ist der größte unter den Belichtungsmessmethoden. Das bedeutet, dass ein sehr großer Teil des Bildes für die Messung berücksichtigt wird. Dabei wird die Fläche in 30 bis 70 einzelne Felder eingeteilt, die unabhängig voneinander die Belichtung messen. Schauen wir uns also mal an, welcher Teil des Bildes bei der Mehrfeldmessung gemessen wird.

Etwa 80% des Sucherbildes wird bei der Mehrfeldmessung berücksichtigt.

Wie du sehr gut erkennen kannst, wird also fast die gesamte Motivfläche erfasst. Dabei wird das Feld in diesem Beispiel in insgesamt 63 Felder eingeteilt. Durch Messwerte der einzelnen Felder ermittelt die Kamera die Belichtungswerte. Dabei wird nicht nur die Helligkeit (Luminanz) berücksichtigt, sondern auch die Schärfe und die Farbhelligkeit. Daher ist die Zusammenarbeit mit dem AF (Autofokus) eine große Stärke der Mehrfeldmessmethode.


Autofokus und Belichtung

Wie bereits erwähnt arbeitet die Mehrfeldmessung ausgezeichnet mit dem Autofokus zusammen. Das bedeutet, dass deine Kamera eine zusätzliche Intelligenz erhält, wenn dein AF bei der Mehrfeldmessung aktiv ist. Wenn der Autofokus das Bild scharf stellt, werden bestimmte Messfelder mehr berücksichtigt als andere. Das heißt, dass deine Kamera jene Felder besonders berücksichtigt, die auch scharf sind, weil deine Kamera davon ausgeht, dass die scharfen Bereiche in deinem Bild auch relevant sind. Das bedeutet also, dass nicht alle Felder für die Belichtung gleich berücksichtigt werden. Dabei kann der Unterschied zwischen "unwichtigen" und "wichtigen" Feldern eine Belichtung von bis zu 1,5 Blendenstufen ausmachen, was sehr viel ist. Bei Bildern mit sehr gleichmäßigem Licht wirst du kaum einen Unterschied erkennen, jedoch bei kontrastreichen Bildern wie etwa bei Gegenlicht oder hartem Sonnenlicht macht diese Gewichtung einen großen Unterschied. Im Grunde ist das aber nur reine Theorie und in der Praxis nicht relevant. Schauen wir uns daher an, wo du die Mehrfeldmessung verwendest.


Verwendung der Mehrfeldmessung

Besonders hilfreich ist die Mehrfeldmessung bei Bildern mit bewegten Motiven und dem kontinuierlichen Autofokus. Das hängt damit zusammen, dass bei sich bewegenden Motiven sich die Verteilung der Helligkeit sehr schnell verändern kann. Da die Mehrfeldmessung ja aus zahlreichen Feldern besteht, kann diese Methode diese Änderungen kontinuierlich anpassen.

Aus diesem Grund ist die Mehrfeldmessung die ideale Messmethode, wenn es schnell gehen muss. Jedoch hat sie den Nachteil, dass du nicht selbst bestimmen kannst, wo der Schwerpunkt deiner Belichtungsmessung liegt.



Selektivmessung

Einstellung der Selektivmessung bei Canon

Im Gegensatz zur Mehrfeldmessung arbeitet die Selektivmessung unabhängig vom Autofokus. Anstatt einer großen Fläche wird nur ein Kreis in der Mitte des Sucherbildes für die Ermittlung der Belichtung berücksichtigt. Diese Fläche ist nur ca. 10% groß, was bedeutet, dass nur ein sehr kleiner Teil des Sucherbildes in die Ermittlung der Belichtung einfließt. Alle anderen Bereiche des Sucherbildes werden bei der Belichtungsmessung nicht berücksichtigt, egal ob hell oder dunkel. Im nachfolgenden Bild siehst du, welchen Bereich die Selektivmessung berücksichtigt.

Bei der Selektivmessung wird nur etwa 10% des Sucherbildes für die Belichtungsmessung berücksichtigt.

Das bedeutet also, dass die Selektivmessung im Vergleich zur Mehrfeldmessung viel konkreter vorgeht, aber dadurch auch anfälliger für Fehlmessungen ist. Du musst dir das so vorstellen: Das menschliche Auge und die Kamera haben unterschiedliche Eigenschaften. Deine Kamera hat im Vergleich zum Auge einen sehr kleinen Kontrastumfang mit nur neun bis elf Blendenstufen, wohingegen das menschliche Auge das Vier- bis Fünffache dieses Umfangs schafft. Grund für diesen Unterschied ist die ständige Anpassung des Auges an die Umgebung. Hat also dein Motiv hohe Kontrastunterschiede, kann dies schnell zu Fehlmessungen und schlechten Ergebnissen führen, da die Selektivmessung alle Bereiche außerhalb des Kreises nicht berücksichtigt. Du siehst also, dass die Selektivmessung anfällig für Fehlmessungen ist, doch in manchen Situationen kann sie sehr vorteilhaft sein.


Verwendung der Selektivmessung

Die Selektivmessung berücksichtigt wie du bereits weißt nur den einen Kreis in der Mitte des Sucherbildes. Dadurch ist sie sehr vorteilhaft, wenn du möchtest, dass ein selektierter Bereich im Sucher exakt belichtet wird. Aus diesem Grund wird sie sehr häufig für starke Reflexionen oder Gegenlicht verwendet. Die Selektivmessung kann dir fast immer helfen, wenn dein Motiv sich in extremen Lichtsituationen befindet und du die Belichtung ausschließlich auf dein Motiv fokussieren möchtest.


Beispiele für die Selektivmessung

Wenn du die Belichtung ausschließlich an dein Hauptmotiv anpassen möchtest, dann ist die Selektivmessung oft die beste Wahl. Dies ist zum Beispiel der Fall bei einem Vortrag, wo häufig viele verschiedene Lichtquellen die Bühne beleuchten. Hier möchtest du aber die Belichtung beim Vortragenden messen und das ohne Berücksichtigung von anderen Bereichen. Du kannst also die Einflüsse der hellen Scheinwerfer und Lichter auf der Bühne eliminieren, wenn du hier die Selektivmessung einstellst.

Ein anderes Beispiel ist ein Motiv mit sehr hohem Kontrast zur Umwelt wie etwa eine Katze. An sich ist das Foto bei schwarzen Motiven passend belichtet, aber die Strukturen wie etwa das Fell der Katze sind kaum zu erkennen. Wählst du hier die Mehrfeldmessung, so wird zwar korrekt belichtetet, aber es sind keine Feinheiten erkennbar, da ein zu großer Teil bei der Belichtung berücksichtigt wird. Wenn du stattdessen die Selektivmessung verwendest, dann wird deine Belichtungsmessung sich auf das schwarze Fell fokussieren. Das Foto, das du erhältst, ist an sich etwas überbelichtet, sodass das Fell der Katze sichtlich mehr Strukturen und Feinheiten erhält.

Wenn du möchtest, kannst du diesen Weg aber auch andersrum gehen, indem du die dunklen Bereiche (Fell der Katze) aufhellst. Das kannst du zum Beispiel mit einem Blitz oder einem Reflektor machen. Durch das zusätzliche Licht reduzierst du den Kontrastumfang des gesamten Bildes, wodurch das Fell wieder Strukturen erhält.

Wie bereits vorhin erwähnt läuft die Selektivmessung schnell Gefahr Fehlmessungen zu machen. Aus diesem Grund solltest du von Zeit zu Zeit deine Aufnahmen auf dem Display oder wenn möglich an einem externen größeren Bildschirm kontrollieren, damit du Fehlmessungen schnell erkennen und korrigieren kannst.



Spotmessung

Einstellung der Spotmessung bei Canon

Die Spotmessung ist im Prinzip eine extreme Form der Selektivmessung. Es wird nur ein sehr kleiner Bereich des Sucherbildes gemessen. Der Bereich, der gemessen wird, wird im Sucherbild meist in Form eines sehr kleinen Kreises angezeigt. Dieser Kreis deckt nur 2-4% des Sucherbildes ab und ist somit noch um ein Vielfaches kleiner als die abgedeckte Fläche der Selektivmessung. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vorteil ist, dass du deine Belichtung präzise auf einen Punkt beschränken kannst. Durch die erforderliche Genauigkeit ergibt sich aber auch der Nachteil, dass sich kleine Änderungen an der Bildgestaltung enorm auswirken und das zu anderen Messergebnissen führen kann.

Bei der Spotmessung wird nur ein sehr kleiner Bereich von etwa 2-4% des Sucherbildes gemessen.

Im Grunde ist also die Spotmessung der Selektivmessung sehr ähnlich, wobei jedoch ein noch kleinerer Bereich gemessen wird. Dadurch ist eine sehr präzise Messung möglich, die vor allem bei kontrastreichen Motiven hilfreich sein kann.


Verwendung der Spotmessung

Die Spotmessung wird meist in der Pressefotografie und Reportagefotografie verwendet, da hier die Messung oft auf einem Punkt sitzen muss. Das ist zum Beispiel bei einer Pressekonferenz wichtig, wo die Belichtung ausschließlich an den Präsidenten angepasst werden sollte. Alle Bereiche rund um den Präsidenten sind irrelevant, weswegen diese auch nicht gemessen werden müssen.

Ein weiteres Beispiel für eine sinnvolle Anwendung der Spotmessung ist ein Sportereignis. Vielleicht ist dir schonmal aufgefallen, dass zum Beispiel Bilder von Fußballern im Hintergrund nicht immer fehlerfrei belichtet wurden. Das liegt daran, dass die Spotmessung die Belichtung ausschließlich auf den Fußballer misst und daher der Hintergrund nicht beachtet wird. Das ist in diesem Fall aber auch kein Problem, da es um den Fußballer geht und nicht um den Hintergrund.

Oft muss es einfach schnell gehen und man nimmt eine falsch belichtete Umgebung in Kauf, um das Hauptmotiv korrekt zu belichten. Durch die punktuelle Belichtung der Spotmessung kannst du sehr kontrastreiche Motive beeinflussen, damit du Strukturen dort im Bild hast, wo du sie haben möchtest.

Wenn du die Spotmessung in Kombination mit dem mittleren AF-Feld verwendest, kannst du dafür sorgen, dass die Belichtung genau auf dem Punkt sitzt, wo du auch die maximale Schärfe hast. Wenn du wissen möchtest, wie du den Fokus einstellst, dann schau dir doch den Artikel "Der Fokus" an.


Mittelbetonte Integralmessung

Einstellung der Mittelbetonten Integralmessung bei Canon

Die mittelbetonte Integralmessung ist im Prinzip eine abgeschwächte Mehrfeldmessung mit überwiegender Gewichtung in der Mitte. Dabei liegt der Hauptfokus der Belichtungsmessung in der Mitte des Bildes. Aber im Gegensatz zur Selektivmessung wird bei der mittelbetonten Integralmessung auch der Bereich rund um den Kreis bei der Belichtung berücksichtigt. Das bedeutet, dass der Kreis, der etwa so groß ist wie bei der Selektivmessung, den Schwerpunkt der Messung darstellt, aber dennoch eine Fläche so groß wie die der Mehrfeldmessung berücksichtigt wird.

Die Mittelbetonte Integralmessung berücksichtigt kombiniert Mehrfeldmessung mit starker Gewichtung in der Mitte.

Verwendung der Mittelbetonten Integralmessung

Die Mittelbetonte Integralmessung wurde eingeführt, weil die zentralen Messmethoden wie die Spotmessung und Selektivmessung das Umfeld nicht ausreichend berücksichtigt haben. Die Mittelbetonte Integralmessung geht, wie der Name schon vermuten lässt, davon aus, dass sich das Hauptmotiv in der Mitte des Sucherbildes befindet. Dabei wird also die Belichtung an die Mitte angepasst, jedoch unter Berücksichtigung des restlichen Sucherbereiches. Wenn du diesen Modus erst mal beherrscht, kann dieser ein sehr hilfreiches Werkzeug sein, um dein Bild passend zu belichten.



Fehlmessungen

Fehlmessungen sind in der Automatik nie ausgeschlossen. Sie entstehen immer dann, wenn der gemessene Bereich in der Helligkeit aller Farben oder nur einer einzelnen Farbe deutlich von den Mittelwerten des Gesamtbildes abweicht. Da die Mehrfeldmessung einen sehr großen Teil abdeckt, ist diese weniger davon gefährdet wie etwa die Spotmessung, wo nur ein sehr kleiner Teil des Sucherbildes gemessen wird. Daher solltest du dich nicht auf die Automatik verlassen, sondern bewusst fotografieren, um dein gewünschtes Ergebnis zu erhalten. Experimentiere einfach einmal mit den Messmethoden, die ich dir gerade beschrieben habe. Wenn du erstmal in unterschiedlichen Situationen die Messmethoden ausprobiert hast und die Ergebnisse vergleichst, wirst du ein Gefühl dafür bekommen, was die einzelnen Messmethoden bewirken und wie du sie für deine Bilder nutzen kannst.



Zusammenfassung


Durch die Wahl der Belichtungsmessmethoden hast du die Möglichkeit selbst zu entscheiden, welche Bereiche deines Sucherbildes bei der Belichtung berücksichtigt werden sollen. Dabei hast du in der Regel die Auswahl zwischen 4 verschiedenen Methoden.

  • Mehrfeldmessung

  • Selektivmessung

  • Spotmessung

  • Mittelbetonte Integralmessung

Jede einzelne Methode berücksichtigt einen unterschiedlich großen Bereich deines Sucherbildes bei der Belichtung mit einer mehr oder weniger starken Gewichtung. Je nach Methode kann es auch schnell zu Fehlmessungen kommen. Diese sind bei der Mehrfeldmessung sehr unwahrscheinlich, wohingegen bei der Spotmessung diese Gefahr enorm groß ist. Jedoch hast du bei der Mehrfeldmessung keine Kontrolle über den Bereich, der gemessen werden soll, da diese beinahe den gesamten Bereich bei der Messung berücksichtigt. Um die Belichtung in allen Situationen richtig zu wählen, ist viel Übung notwendig.


Am besten schnappst du dir jetzt mal deine Kamera und fotografierst ein Motiv mit allen Belichtungsmessmethoden. Anschließend vergleichst du alle Bilder miteinander und findest heraus, welche Methode für dein Motiv das Beste ist. So bekommst du ein Gefühl für die Methoden und deren Vor- und Nachteile.



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